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Dr. Theo Pelster, Krefeld, verfasste im Jahrbuch "die Heimat"
(Jahrgang 78, November 2007, Seite 183) folgende Buchbesprechung:

Mundart in Krefeld – jedeit – -jeseit – jeschrieeve

Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde
Krefeld: Verlag Joh. van Acken 2007.

Der sorgfältig zusammengestellte und ansprechend aufgemachte Band stellt sich als das Ergebnis eines jahrelang verfolgten Projektes einer Gruppe von Krefelder Mundartforschern und Mundartliebhabern vor – mit einem Grußwort von Oberbürgermeister Gregor Kathstede und einem Vorwort des Vorsitzenden des Vereins für Heimatkunde Krefeld Dr. Reinhard Feinendegen versehen. Das Werk ist zugleich Textbuch, Autorenlexikon, Handbuch und Bibliographie. Den mit 90 Seiten größten Teil nehmen die Mundarttexte ein, die, chronologisch gruppiert, die Zeitspanne von 1840 bis in die Gegenwart erfassen. Gedichte und Lieder haben gegenüber erzählten „Stöckskes“ das Übergewicht. Mit gutem Recht, denn gerade in den lyrischen Kurztexten spiegelt sich das Leben nicht nur vergangener Zeiten. Da wird der Blick auf die Natur, auf „Blömkes“ und „Keckförsch“ (S. 64) gerichtet, auf den Wechsel der Jahreszeiten, auf die kleinen Dinge wie den „Ofen“ (69) und auf das harte Leben an sich – „Schlemme Tiete“ (72), „Schleiten Tiet“ (82). Da findet sich Heimatpreis, Gotteslob und Huldigung für die wirklich wichtigen Bezugspersonen im Leben eines Menschen – „Min Jros“ (70), „Die Jruoß“ (139), „Min Muoder“ (141), „Mine Liehrer“ (120). Vor allem wird hier die enge Bindung der Mundart an das Brauchtum deutlich: Als Höhepunkte des Jahres zeichnen sich der Martinsabend, der Nikolausabend, die Kirmes und die Karnevalszeit aus.
Mundart – das Wort in seiner eigentlichen Bedeutung sagt es – ist ursprünglich gesprochene Sprache. Kein Schriftsystem wird die feinen lautlichen Abstufungen jemals ganz erfassen können, die schon die Mundartsprecher von Hüls, Uerdingen, Traar und Fischeln unterscheiden. Erst im lauten Lesen und Vortragen wird sich der Reiz der Texte erschließen. In 57 Kurzbiographien werden, alphabetisch geordnet, die Autoren der Texte mit ihren Lebensdaten, mit einem Hinweis auf ihre Veröffentlichungen und – hauptsächlich – mit ihrem Stellenwert im Krefelder Mundartschaffen vorgestellt. Wer will, kann zum Autorenportrait das Textbeispiel im Textteil suchen; sinnvoller scheint, vom Text zur Autorenbiographie zurückzublättern. Ein dritter Teil bringt unter dem Sammeltitel „Rund um die Mundart“ alles Wissenswerte für den, der weiterforschen will und nach Wörterbüchern und Grammatiken sucht, oder auch für den, der Anschluss an einen Mundartkreis sucht, der demnächst „En Mönke voll Platt“ aus den angegebenen Veranstaltungsreihen mitnehmen oder der die „Pappköpp“ besuchen will.
Der Band ist kein Durchlesebuch, sondern ein Verweilbuch: Er lädt zum Rückblättern und zum vertiefenden Lesen ein. Trotz allem wird man mit unterschiedlich hohen Verstehensbarrieren zu rechnen haben. Nicht jedem dürfte geläufig sein, was ein „bongert“, was „schabau“, was „en anricht“ und was „flötekäs“ (S.70) ist. Die beigegebenen Erklärungen werden nicht allen genügen. T.P.



Der Arbeitskreis hat ganz bewusst nur wenige außergewöhnliche und meist längst vergessene Mundartbegriffe erläutert, um das Buch nicht unübersichtlich werden zu lassen. Fragen jeder Art beantworten die Wörterbücher (Hinweise auf den Seiten 159 - 161). Unter "krieewelsch Wörterbuch online" können Sie im Wörterbuch "Krieewelsch-Deutsch-Krieewelsch" von Heinz Webers alle Begriffe recherchieren."


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